Rückenschmerzen – wie weiter?

Wer kennt sie nicht, die lästigen Rückenschmerzen? Sie beeinträchtigen unseren Alltag und rauben uns sogar den Schlaf. Aber wie kann man die Schmerzen lindern? Soll man weiterhin Sport machen und ist Bewegung überhaupt ratsam? Der Neurochirurg und Belegarzt der Hirslanden Klinik Birshof, Dr. med. Nicolas Koechlin, erklärt was man gegen die Schmerzen tun kann und wann ein Arztbesuch empfehlenswert ist.

Hirslanden Redaktionsteam

05. Dezember 2023

Mann macht Rumpfmuskeltraining
Eine stabile Rumpfmuskulatur kann zukünftige Rückenprobleme vermeiden. (Foto: Pexels)

Was tun zur Schmerzlinderung?
Dr. med. Nicolas Koechlin: Ich empfehle in der Anfangsphase Schonung mit moderater Bewegung. Zum Beispiel kurze Spaziergänge und Lockerungsübungen ohne den Schmerz zu forcieren. Bei Bedarf können Sie die Beschwerden mit nicht-rezeptflichtigen Schmerzmitteln eindämmen. In den allermeisten Fällen klingen die Schmerzen von selbst wieder ab und die Beweglichkeit wird wieder besser.  Zur Verhinderung wiederkehrender Rückenprobleme hilft der gezielte Aufbau der Rumpf- und Rückenmuskulatur. 

Wann ist ein Arztbesuch nötig? 
Achtsamkeit ist geboten, wenn sich die Schmerzen verstärken oder weitere Symptome wie eine Ausstrahlung der Schmerzen in die Beine, die Arme oder Kraftlosigkeit dazukommen. Dann ist es ratsam die Hausärztin oder den Hausarzt zeitnah zu konsultieren. Diese nehmen die Abklärungen zur Diagnose vor. Neben der Erhebung der Krankheitsgeschichte und der physischen Untersuchung wird, wenn nötig, eine radiologische Untersuchung (Röntgen, Magnetresonanztomographie und/oder Computertomographie) beigezogen. Entsprechend den Resultaten wird die Hausärztin und der Hausarzt Physiotherapie und/oder stärkere Schmerzmittel verordnen oder Patient:innen an einen Spezialisten überweisen.

Welche Warnsignale gibt es?  
Bei folgenden Symptomen, auch in Kombination mit Fieber, sollte man zeitnah die Hausärztin oder den Hausarzt aufsuchen: 

  • Ausstrahlung der Rückenschmerzen in die Beine oder die Beine 
  • Neurologische Auffälligkeiten wie Gefühlsstörungen und/oder Muskelschwäche in den Beinen oder Armen (Lähmungserscheinungen) 
  • Störung der Blasen- oder Darmfunktion 
  • Rückenschmerzen nach einem Unfall 
  • Ältere Personen mit bekannter Osteoporose 

Wann ist eine Operation nötig? 
In den wenigsten Fällen ist eine Operation nötig. Geduld, Schonung und eine konservative Therapie sind sehr effektiv bei der Beseitigung der meisten Beschwerden. Selbst ein Bandscheibenvorfall erfordert selten eine Operation. 

Falls doch, stehen uns eine Vielzahl verschiedener Operationstechniken zur Verfügung; von minimal-invasiv endoskopischen Techniken bis hin zur aufwändigen Korrektur von Wirbelfehlstellungen. Nach ausführlicher Besprechung mit dem Patienten und sorgfältiger Abwägung aller therapeutischen Möglichkeiten, wird der kleinstmögliche Eingriff mit dem grösstmöglichen Nutzen gewählt.  

Wie ist es mit Bewegung und Sport  darf man sich weiterhin sportlich betätigen? 
Bewegung ist auch in der akuten Schmerzphase förderlich. Im Wiederaufbau sind neben gezieltem Krafttraining für Rücken und Rumpf, rückenschonende Sportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Walking zu empfehlen. Sportarten, welche eine Stauchung (Joggen), kraftvolle Beugung (Rudern) oder Körperkontakt (Eishockey, Fussball) beinhalten empfehle ich nicht. 

Wie kann man Rückenbeschwerden vermeiden? 
Eine stabile Rumpfmuskulatur kann zukünftige Rückenprobleme vermeiden. Übungen für eine stabile Rumpfmuskulatur kann man der Broschüre: "Übungen zur segmentalen Rumpfstabilisation" entnehmen. 

Auch das richtige Heben, Stehen und Gehen helfen zur Prävention von Rückenbeschwerden. Tipps zur Prävention durch richtiges Heben und Tragen gibt das SUVA-Video „Präventionsmodul Richtig heben und tragen