«Technikaffinität hat mit dem Alter nichts zu tun»

Im Interview erzählt Dr. Peter Gürber, wie Compassana seinen Praxisalltag verbessert und wer sich für den Einsatz eignet.

Kimberly Schlegel

14. November 2023

Dr. med. Peter Gürber führt eine eigene Hausarztpraxis in Ennetbürgen
Dr. med. Peter Gürber führt eine eigene Hausarztpraxis in Ennetbürgen. (Foto: PD)

Wieso setzen Sie als Allgemeinmediziner auf die Compassana App?
In der Compassana App können Patientinnen nicht nur Dokumente speichern, sondern auch Medikamente verwalten und Termine überblicken. Das macht Patientinnen und Patienten zu Herr:innen ihrer Daten. Dieses Empowerment von Patient:innen möchte ich unterstützen. Ganz allgemein interessieren mich technische Innovationen und Initiativen – die Ergebnisse erleichtern oft meinen Praxisalltag.

Konkret gefragt: Wie erleichtert Compassana Ihre Arbeit?
Über den sicheren Kommunikationskanal in die App schicke ich meinen Patientinnen und Patienten Berichte. Zurzeit empfehle ich diese Funktion gezielt für gewisse Patient:innen. Wenn sie sich erfolgreich angemeldet haben, können wir über die Funktion «Sichere Nachrichten» in der App kommunizieren. So lasse ich direkt in der App Gesundheitsdokumente zukommen – statt per E-Mail mit umständlichen Öffnungsverfahren.

Was hat sich für Sie mit der Compassana App geändert?
Derzeit ist es noch mit etwas zusätzlichem Aufwand verbunden, Dokumente zu versenden. Ich sehe den jetzigen Mehrwert jedoch in den Terminen und der Medikation. Wenn Patientinnen und Patienten direkt in der App ihre Termine buchen und dies auch immer mehr genutzt wird, spart das Zeit. Grosse Chancen sehe ich beim Ausbau des eMediplans: Diesen kann man mit der Compassana App direkt einlesen. So ein nahtloser Transfer von Medikamentendaten ohne Medienbruch, bei dem sich Fehler einschleichen könnten, ist sehr hilfreich.

Eignen sich alle Patient:innen für die App?
Ich gebe Personen einen Compassana Flyer mit, wenn ich merke, dass sie Interesse an Technik haben und die eigenen Gesundheitsdaten im Blick haben möchten. Es ist spannend, dass die Technikaffinität nichts mit dem Alter zu tun hat. Es gibt 50-Jährige, die überhaupt nichts mit Handys am Hut haben. Und dann gibt es über 80-jährige, die kein Problem mit Apps haben.

Und wann empfehlen Sie sie?
Die Compassana App ist vor allem für Personen nützlich, die eine chronische Krankheit haben und deshalb regelmässig Medikamente einnehmen müssen. Mit der App können sie jederzeit alle ihre Medikamente und Präparate einsehen. Ich habe viele junge Patientinnen und Patienten, die wegen Husten oder Schnupfen in die Praxis kommen, sonst aber keine chronischen Krankheiten haben. Dann empfehle ich als Hausarzt die App eher zum Ausprobieren.

Spielen Datenschutz-Bedenken bei Ihren Patient:innen eine Rolle?
Nein, meine Patientinnen und Patienten äussern keine Bedenken zum Datenschutz im gesundheitlichen Alltag.

Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad im Schweizer Gesundheitswesen ein?
Ich finde es gut, dass es private digitale Initiativen im Schweizer Gesundheitswesen gibt. Sie scheinen gut zu funktionieren, werden aber oft noch zu wenig eingesetzt. Die Gesetzgebung rund um den Datenschutz erschwert sicher auch einige Projekte, die man gerne lancieren würde. Deshalb ist die Entwicklung eher langsam.